Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat in einer Pressemitteilung am 20.8.2024 über eine geplante Informations- und Diskussionsveranstaltung zu den Arbeitsbedingungen bei Lebensmittel- und Essenslieferdiensten in Berlin informiert.
Donnerstag, 19. September 2024 | 17 bis 19 Uhr
Informations- und Diskussionsveranstaltung:
„Liefern in prekären Verhältnissen – Arbeitsbedingungen bei
Lebensmittel- und Essenslieferdiensten in Berlin“
Programm:
Begrüßung: Oliver Nöll, stellvertretender Bezirksbürgermeister Friedrichshain-Kreuzberg
Referentin: Annekathrin Müller, ArbeitGestalten GmbH, Projekt Joboption Berlin
Riders sind willkommen! Bitte bringen Sie Ihre Erfahrungen und Anregungen ein! Das BEMA (Berliner Beratungszentrum für Migration und Gute Arbeit) bietet vor Ort eine arbeitsrechtliche Erstberatung an.
Riders are welcome! Please contribute your experience and suggestions! The BEMA (Berliner Beratungszentrum für Migration und Gute Arbeit) will offer an initial labour law consultation on site.
Ehem. Rathaus Kreuzberg | Yorckstr. 4-11 | 10969 Berlin | ehemalige Kantine (Neubau, 10. OG)
Linke Digitalpolitik als Verursacher prekärer Plattformarbeit?
Von Michael Springer
Der stellvertretende Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat für Arbeit, Bürgerdienste und Soziales, Oliver Nöll, erklärte vorab: „Der Kampf gegen prekäre Beschäftigung und Ausbeutung ist mir ein wichtiges Anliegen. Leider fehlt es auf kommunaler Ebene an wirksamen Instrumenten, um gegen derartige Auswüchse der plattformbasierten Ökonomie vorgehen zu können. Umso wichtiger sind Information und Austausch. Ich freue mich daher, gemeinsam mit unseren Partner*innen diese Veranstaltung durchführen zu können.“
Im Klageton der gewerkschaftsorientierten Politik wird das Thema beschrieben: „In orange, pink oder hellblau, ob am Checkpoint Charlie, am Kottbusser Tor oder im Friedrichshainer Südkiez – die Rider*innen der Lebensmittel- und Essenslieferdienste sind aus dem Berliner Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Die Bezahlung ist niedrig, das Arbeitsrisiko hoch. Die Fahrer*innen klagen über Schichteinteilungen, die zum Teil unfair und intransparent sind; über Arbeitsmittel, die nicht immer den Anforderungen der Tätigkeit entsprechen und über Gefahren im Straßenverkehr. Hinzu kommen Lohndiebstahl und vorenthaltene Arbeitnehmerrechte.“
Die Referentin Annekathrin Müller von ArbeitGestalten GmbH wird im Rahmen der Veranstaltung des Bezirksamtes ihre Expertise „Liefern in prekären Verhältnissen“ aus dem Projekt Joboption Berlin vorstellen. Sie bietet einen Überblick über die Berliner Lieferdienstlandschaft sowie die Probleme und Herausforderungen, denen sich die mehrheitlich migrantischen Beschäftigten gegenübersehen.
In der Diskussion wird nach Handlungsmöglichkeiten gesucht, die es auf bezirklicher Ebene gibt.
Prekäre Arbeit ist ein systemisches Ergebnis einer seit etwa 2012 einseitig geförderten Digital- und Medienpolitik, die Investorenmodelle mit massiven Startup-Krediten und marketinggetriebenen Geschäftsmodellen fördert.
Volkswirtschaftlich und kommunalwirtschaftlich sind es aber oft nur Nullsummen-Spiele oder „Verdrängungsspiele“, wenn etwas Lieferdienst-Küchen Restaurantbetriebe verdrängen.
Alternativen sind heute leicht in Gang zu setzen, die auf faire Arbeit, faire Wertschöpfungsketten und eine konsequente medial-digitale „Servicialisierung“ und fest angestelltes Personal setzen.
Linke Digitalpolitik ist sogar seit 2013 Mitverursacher prekärer Bedingungen, weil man die Rolle von unabhängigen pressefreien Lokalpressemedien in „arbeitsteiligen Transaktionsmärkten“ falsch eingeschätzt hat.
Mehr Informationen: info@friedrichshain-kreuzberg-zeitung.de