Freitag, 29. März 2024
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Clemens J. Setz: Bot – Gespräch ohne Autor

Clemens J. Setz: Bot

Das neue Buch des österreichischen Autors ist ein Experiment. Es ist eine Antwortsammlung, zusammengestellt aus seinem literarischen Zettelkasten und Tagebuchnotizen. Der Plot: modern, noch nicht so da gewesen. Etwas Drama, etwas künsstliche Intelligenz, ein Scheitern – eine Inspiration für ein Buch.

Im Klappentext heisst es: „Stellen Sie sich vor, Sie sind ein bekannter Schriftsteller und werden um ein ausführliches Interview gebeten. Sie sollen Auskunft geben über Ihre Interessen und intellektuellen Vorlieben, über die Voraussetzungen und Hintergründe, über Motive und Themen Ihres umfangreichen Werks. Stellen Sie sich vor, Ihnen fällt nichts ein, gar nichts, sosehr Sie sich auch bemühen. Dann muss eben jemand anderer über Sie erzählen. Aber wer sollte das sein? Wer weiß gut genug über Sie und Ihre Bücher Bescheid? Im Fall des Schriftstellers Clemens J. Setz fand sich eine Alternative. Aber keine natürliche Person steht hier Rede und Antwort, sondern eine Art künstliche Intelligenz, sein Millionen von Zeichen umfassendes elektronisches Tagebuch – die ausgelagerte Seele des Autors, mit anderen Worten: ein Clemens-Setz-Bot. Und was der Befragte selbst im mündlichen Gespräch nicht zu verbalisieren vermochte, gibt das Werk allein, völlig losgelöst von seinem Autor, in verblüffender Offenheit preis.“
Die Literaturkritik hat den Plot längst aufgelöst, der auf einem gexcheiterten Dialog des Autors mit seiner Lektorin Angelika Klammer zurückgeht. Die künstliche Intelligenz enstand durch Suchwortabfragen an die umfangreichen WORD-Dateien, die da der Autor zur Verfügung stellte.
Die Fragestellerin durchforschte diese digitale Niederschriften binnen fünf Tagen per Schlüsselwortsuche, un förderte aus dem Wissen des Autors Gedanken, Beobachtungen, Tagebucheinträge und Skizzen hervor. Skurile aber auch authentische Notizen fanden sich dort. Sie stammen aus der Zeit zwischen Mai 2011 und September 2017.

Literarisch ist das Verfahren neu: Der Schriftsteller verabschiedete sich hier seiner Funktion als Schreiber, delegierte diese Funktion an seine umfangreichen Word-Dateien, in denen er seine Gedanken über viele Jahre gespeichert hatte. Das Wissen dieser Zeit niedergeschrieben, spontane Einfälle, Entwürfe und Passagen zu Romanen wie „Indigo“ und „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ und Reiseimpressionen. Es sind so auch wichtige Zeitnotizen und Zeitgeistnotizen.

»Bot ist insbesondere ein Buch für literarische Flaneure, für das ziellose Herumschweifen und beiläufige Aufsammeln. Belohnt wird der Leser durch exquisite Fundstücke, verblüffende Ein- und Aussichten und hochpoetische Miniaturen.«
Karsten Herrmann, Neue Osnabrücker

Über den Autor
Clemens J. Setz wurde 1982 in Graz geboren, wo er Mathematik sowie Germanistik studierte und heute als Übersetzer und freier Schriftsteller lebt. 2011 wurde er für seinen Erzählband Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Sein Roman Indigo stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2012 und wurde mit dem Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2013 ausgezeichnet. 2014 erschien sein erster Gedichtband Die Vogelstraußtrompete. Für seinen Roman Die Stunde zwischen Frau und Gitarre erhielt Setz den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2015.
Über sein Buch „Bot. Gespräch ohne Autor“ schrieb der Standard (Wien): » … darf man Zeuge eines scheinbar ständig hochtourig prozessierenden Bewusstseins namens Clemens J. Setz werden.«

Clemens J. Setz: Bot

Clemens J. Setz: Bot
Gespräch ohne Autor

Suhrkamp Verlag
1. Auflage: 12. Februar 2018
Gebunden 166 Seiten
ISBN: 978-3-518-42786-6 | 20,00 €