Samstag, 20. April 2024
Home > Aktuell > Wieviel Bäume müssen für den Klimaausgleich in Berlin nachgepflanzt werden?

Wieviel Bäume müssen für den Klimaausgleich in Berlin nachgepflanzt werden?

Baumkronenvolumen ist klimarelevant

Von Michael Springer

In Berlin werden seit Jahren mehr Bäume gefällt, als neu gepflanzt werden. Im Rahmen der seit 2012 laufenden Stadtbaumkampagne wurden zwar mehr als 14.000 Bäume neu gepflanzt. Doch die Zahl reicht bei weitem nicht aus, um das verloren gegangene Baumkronen-Volumen auszugleichen.

Die letzten Dürrejahre haben ein regelrechtes Baumsterben in Gang gesetzt, denn große Bäume können sich nicht mehr gegen Schädlinge und Baumkrankheiten wehren, wenn sie tagelang gänzlich ohne Wasserversorgung sind.

Wasser im Boden zu knapp! — Pflanzenverfügbarkeit kritisch!

Bisher haben die Niederschläge im Sommer für alle Bäume weitgehend ausgereicht, um etwa über 200-jährigen Eichen in Berlin wachsen zu lassen. In den Sommermonaten fallen nur noch rund 240 mm Regen. Dem standen im letzen Hitzesommer an gemessenen Standorten bis zu 140 mm Verdunstungsverluste entgegen.
Das sind Werte, die selbst bei einer Bewässerung das Anwachsen von Jungbäumen gefährden. — Wenn die Luftfeuchtigkeit im Hitzesommer zu sehr absinkt, tritt das Phänomen „durstige Luft“ auf.
Jungbäume können dann binnen Stunden austrocknen, weil sie über die Blätter mehr Wasser verdunsten, als durch ihre Kapillaren im Stamm und in den Äste nachgeliefert wird.

Mit schwindenden Baumkronen-Volumens sinken auch Schattenbildung und Kühlung in der Stadt. Ernste Folgen für die menschliche Gesundheit sind an Hitzetagen zu befürchten. Eine zeitweilige Überwärmung der Stadt droht.
Der Klimawandel kann nur gemildert werden, wenn es in Berlin genügend Kaltluftschneisen und schattenspendende Grünflächen und möglichst viele große Stadtbäume gibt.

Kronenvolumen und Kronenzuwachs bilanzieren

In Berlin werde bisher nur einfache Baumbilanzen geführt. Gefällte und neu gepflanze Bäume werden in Listen gegenübergestellt, Im Klimawandel muss mehr getan werden: auch das Kronenvolumen gefällter Bäume und der Kronenzuwachs von Jungbäumen müssen bilanziert werden.

So kann es sinnvoll sein, bei Neupflanzungen gleich kräftigere Bäume zu pflanzen, die den Verlust des stadtklimatisch kühlenden Kronenvolumens schneller mit Zuwachs kompensieren könnnen.

Berlin braucht ökologische Baumbilanzen, die auch Standortbedingungen, Wurzelraum und Wasserverfügbarkeit, Bewässerungsbedarf und Exposition zur Sonne berücksichtigen.

Stadtbaum-Bilanz verbessern — wer packt an?

Die Stadtbaum-Bilanz muss sich mikroklimatisch und stadtklimatisch „ehrlich werden!“ — Wieviele Bäume sind in Gefahr? Expertens prognostizieren bis zu 65% aller großen Bäume! — Welche Bäume will man erhalten? — Sollen wenigstens die eingetragenden Naturdenkmale durch Bewässerung gerettet werden?

Viele Fragen müssen mit großem politischen Nachdruck und vor allem mit großer Wirkung in Gang gebracht werden!

Was kann die Kommunalpolitik dafür tun?
Zuerst sollten alle Baumfällgutachten künftig das Baumkronenvolumen als Eingangsdaten erfassen. Die Baumgutachter werden immer bei Fällungen eingeschaltet. Die Mehrkosten sind gering.

Was können Schüler- und Studentenprojekte dafür tun?
Am Beispiel ausgewähler Straßen und Bereiche könnte die Methodik für „Ökologische Baumbilanzen“ entwickelt werden. Schulprojekt, „Jugend forscht“, Studienarbeit, Diplomarbeit – alles ist möglich!

Was können CityLab und CitizenScience-Projekte tun?
Forschungen zum Wasserhaushalt der Bäume könnn durch neue Ideen voran gebracht werden! — Viele Menschen könnten hier bezahlt und mit Übungsleiter-Pauschale und Minijobs „CO2-Gutschriften“ erarbeiten.

Was können landeseigene Unternehmen und alle Wohnungsbau-Unternehmen tun?
Im Klimawandel müssen Grünflächen anders gepflegt werden! — Im Winterdienst könnte gespart werden, und bei der sommerlichen Bewässerung muss zugelegt werden! Das kann mit vielen guten Ideen verbessert werden. Public Open Innovation und CO2-Ausgleich und CO2-Bindung können auch mit baulichen Mitteln in Grünflächen voran kommen.

Was können die Berliner Wasserbetriebe in Gang setzen?
Die bisherige „Schwammstadt-Strategie“ muss ausgebaut werden, Niederschläge müssen nicht nur in Zisternen gespeichert werden, sondern auch zur gezielten Bewässerung aufgefangen und weitergeleitet werden. Zugleich müssen Untersuchungen zur Kühlung und zur Verminderung von Verdunstungsverlusten entwickelt werden, damit im Boden ganzjährig pflanzenverfügbares Wasser zur Verfügung steht.

Was kann das Mediennetzwerk Berlin mit seinen 12 Bezirkszeitungen dafür tun?
Mit dem Konzept „Offene Redaktionelle Gesellschaft“ entsteht das neue Bürger-Recht zum öffentlichen Publizieren! — Publizieren für die Allgemeinheit — statt nur „posten“ im sozialen Netzwerk! — Aktionen und Spendenaktionen und CO2-Ausgleich im Kiez sind möglich! — Aufrufe, Bauanleitungen, Wissen, Tips, Projektberichte, Erfolge & Missgeschicke — viele Stories entstehen Tag für Tag.

Das Ziel: die Baumbilanz in Berlin könnte auf 1 Million Bäume im Stadtgebiet wachsen, um ein Klima-Ziel anzusteuern!

Auf allen genannten Ebenen kann das „Projekt Ökologische Baumbilanz in Berlin“ innovativ voran gebracht werden. — Erstes Ziel ist eine ausgeglichene CO2-Bilanz „Straßenbäume.“ Baumfällungen, Kronenvolumen und CO2-Bindung durch Kronenzuwachs müssen bilanziert werden. Der schleichende Verlust von Bäumen in Berlin und eine weitere Schrumpfung des „Grünvolumens“ in der Stadt muss damit aufgehalten werden.

Kontakt: info@anzeigio.de | Public Open Innovation: „Ökologische Baumbilanz“